Pagani Zonda R – In 2,7 Sekunden auf Tempo 100
Auch wenn man es kaum glauben mag: Es gibt Menschen, die sich einem gezähmten 625-PS-Supersportwagen auf der Straße wünschen. Nein, nicht mehr Komfort, wie man vielleicht annehmen möchte, mehr Leistung. Solchen Kundenwünschen begegnet man beim exklusiven italienischen Kleinserienhersteller Pagani der sich stattdessen hinsetzt und überlegt, wie man das Modell Zonda F noch ein wenig kompromissloser gestalten könnte.
Und das, obwohl Pagani vor zwei Jahren mit dem Zonda F "Clubsport" auf der Nordschleife des Nürburgrings einen Rekord für serienmäßige Supersportwagen mit Straßenzulassung aufstellte. Der Zonda F bewältigte die 20,8 Kilometer lange Strecke mit ihren 73 Kurven in atemberaubenden 7:27,82 Minuten. Kürzlich hat allerdings der 700 PS starke Gumpert Apollo Sport die Nordschleife in 7:11,57 umrundet und ist somit aktueller Rekordhalter.
Ergebnis der Überlegungen zu einer verschärften Version des Zonda F ist der neue Zonda R. "Wir folgen damit dem Ruf unserer Kunden nach einem ultimativen Fahrzeug für die Rennstrecke", sagt Robert L. Forstner, Gründer und Chef der Firmengruppe Bob Forstner aus Stuttgart, der Generalvertretung für Pagani in Deutschland.
Das Herzstück des neuen Modells ist der Antrieb, durch den der Begriff "downsizing" einen ganz neuen Zungenschlag erhält. Denn statt des AMG-7,3-Liter-V12-Saugmotors mit 625 PS des Zonda F hat der R einen 6,0-Liter-V12 im Heck. Der Motor stammt aus dem limitierten CLK GTR von Mercedes AMG und wurde bei Pagani auf eine Leistung von 750 PS bei 7500 Umdrehungen gebracht. Auch das maximale Drehmoment riecht schon beim Lesen nach verbranntem Gummi: Das sequenzielle Sechsganggetriebe, das nach Betätigen der Schaltpaddel hinter dem Lenkrad innerhalb von 20 Millisekunden den nächsten Gang im Magnesiumgehäuse einlegt, muss immerhin 750 Newtonmeter (Nm) verkraften.
Schon der Zonda F ist mit seinen 1230 Kilo ein echtes Leichtgewicht, beim R haben es die Entwickler aus Modena trotzdem geschafft, noch einmal 160 Kilo einzusparen. Um auf das Leergewicht von nur 1070 Kilo zu kommen, waren allerdings extreme Maßnahmen nötig. Statt aus Stahl ist am Zonda R jede einzelne Schraube aus hochfestem, sehr leichtem und sündhaft teurem Titan gefertigt. Zudem ist die gesamte Karosserie wie in der Formel 1 als Kohlefaser-Titan-Monocoque ausgeführt. Die Hochleistungs-Bremsanlage vom Spezialisten Brembo nutzt für maximale Performance und niedriges Gewicht Keramik-Bremsscheiben.
Um den Zonda R bei allen Strecken- und Wetterverhältnissen optimal einstellen zu können, verfügt der Supersportwagen über eine während der Fahrt 12-fach verstellbare Bosch-Motorsport-Trakionskontrolle und ein ebenfalls einstellbares ABS. Auch der Heckflügel kann verstellt werden, je nachdem ob der Fahrer die Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h erreichen will, oder auf kurvenreichen Strecken den maximalen Abtrieb von 1500 Kilo am Heck benötigt.
Im Innenraum gibt es Rennsitzschalen, Motorsportgurte, unzählige Kippschalter und als Tacho einen Bildschirm, auf dem der Fahrer alle nur möglichen Informationen abrufen kann. Um aber jederzeit die Motordrehzahl im Blick zu haben, sitzt der Drehzahlmesser separat mitten im Lenkrad.
Wegen des geringen Gewichts hat der 750-PS-V12-Mittelmotor leichtes Spiel mit dem nur 1,14 Meter hohen Wagen. Jedes PS muss schließlich gerade einmal 1,46 Kilo beschleunigen. Zum Vergleich: Eine der 1001 Pferdestärken des Bugatti Veyron kommt auf 1,89 Kilo. Dementsprechend präsentieren sich die Fahrleistungen des Zonda R: In nur 2,7 Sekunden stürmt das Auto aus dem Stand auf Tempo 100, 200 km/h sind nach 9,8 Sekunden Vergangenheit. Auch wenn der Bugatti trotz 1888 Kilo Gewicht mit 2,5 Sekunden auf 100 und 407 km/h kontert, kann dem Zonda R sonst kaum ein Auto folgen.
Das klingt alles nach einem Auto für die Rennstrecke, und diese Annahme ist nicht falsch. Im Gegensatz zum Zonda F bekommt der R keine Straßenzulassung und ist für ambitionierte Amateur-Rennfahrer mit dickem Geldbeutel gedacht. Nicht nur die auf 15 Exemplare limitierte Produktion hält den Kundenkreis in engen Grenzen, das hätte der Preis allein auch schon geschafft.
Denn wer sich ernsthaft einen der Supersportwagen in die Garage stellen möchte, muss genau 1.460.000 Euro nach Italien überweisen. In Deutschland freut sich der Finanzminister dann noch über 19 Prozent Mehrwertsteuer, macht noch einmal 277.400 Euro. Allein dafür würde man den neuen Mercedes-Flügeltürer SLS 63 AMG, einen Porsche 911 und dann noch für 15.000 Euro Sprit bekommen – ist ja auch nicht schlecht.
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